Der Honig

So entsteht ein Glas Honig

Die Bienen sammeln Nektar, um sich und ihre Brut zu ernähren und um Vorräte für den Winter anzulegen. Der Vorrat der Bienen ist der Honig. Honig entsteht aus Blütennektar oder Honigtau. Honigbienen saugen den Nektar mit ihren Rüsseln auf und transportieren den Blütennektar in ihrer Nektarblase. Dabei sammelt die Honigbiene bei einem Flug im Durchschnitt 25mg Nektar oder 35mg Honigtau. 200 Blüten muss die Biene besuchen, um ihre Blase zu füllen. Die Entfernung, die sie dabei zwischen Bienenstock und Nährpflanze zurücklegt, liegt im Durchschnitt bei etwa zwei Kilometern.

Im Bienenstock angekommen, übergibt die Sammelbiene die Nektarflüssigkeit an eine Stockbiene. Rüssel an Rüssel gleitet der Nektar von der einen Biene zur anderen. Im Stock geschieht diese Übergabe häufiger – man nennt das Futterkette. Ziel des Prozesses ist es, den Nektar in Form von Honig haltbar zu machen, um ihn einzulagern. Während der Aufnahme und Abgabe des Nektars mengen die Bienen immer wieder körpereigene Stoffe bei: Diese Aminosäuren, Enzyme und anderen Eiweiße bewirken, dass der Nektar haltbarer wird. Es entstehen Stoffe, die das Wachstum unerwünschter Bakterien hemmen. Die beigemischten Enzyme bewirken auch eine Veränderung der Zucker, die im Blütensaft enthalten sind. Es entstehen besondere Honigzucker, die nur im Honig vorkommen. Der Zweifachzucker Saccharose wird komplett von Enzymen zersetzt.

Damit Nektar zu haltbarem Honig werden und seine bekannte Konsistenz erlangen kann, muss dem Saft außerdem noch Wasser entzogen werden. Dazu presst das Insekt den Nektar tropfenweise nach außen und saugt ihn wieder auf. Dabei geht ein erster Teil des Wassers verloren. Die Honigbiene lagert den etwas eingedickten Nektar dann in Wabenzellen. Während der Nektar sich in den Waben befindet, verdunstet weiteres Wasser. Nun fächeln die Honigbienen mit ihren Flügeln und beschleunigen so die Verdunstung des Wassers, indem sie die feuchte Luft aus dem Bienenstock verdrängen und durch trockenere Außenluft ersetzen. Der Honig ist fertig, wenn er einen Wassergehalt von weniger als 18 Prozent enthält. Der Honig wird nun ein letztes Mal transportiert und an sein endgültiges Ziel gebracht. In Lagerzellen über dem Brutnest wird er mit einer luftdichten Wachsschicht verschlossen. Diese ´Verdeckelung` ist das Zeichen dafür, dass der Honig fertiggestellt ist.

Die Bienen sind bei der Sammeltätigkeit blütenstet. Das bedeutet, dass sie sich auf eine Art von Pflanze konzentrieren und sie erst wechseln, wenn ihre Arbeit dort erledigt, dass heißt, die Tracht dort abgeerntet ist. Die Biene kümmert sich so zum Beispiel erst um Kirschblüten, bevor sie auf die Blüten von Apfelbäumen wechselt. Gleichzeitig ist die Honigbiene ortstreu. Sie fliegt also nicht nur die selbe Pflanzenart an, sondern auch zurück zum selben Ort, solange sie dort genügend Nektar oder Honigtau findet. So kann der Sortenhonig entstehen.

Anzahl Blüten und Kilometer

Bienen zählen zu den wichtigsten Lebewesen unserer Welt. Man sagt, dass die Biene bei den Nutztieren in der Wichtigkeit hinter dem Rind und dem Schwein an dritter Stelle steht. Rund 80 Prozent aller Nutzpflanzen werden durch Bienen bestäubt. Durch diese enorme Bestäubungsleistung im Obst– und Gemüseanbau haben die Bienen bei der Erzeugung von Lebensmitteln eine sehr große Bedeutung.

Konkret kann man in Zahlen sagen: Eine Honigbiene besucht pro Sammelflug etwa 100 Blüten. Bei zehn Sammelflügen pro Tag sind das 1.000 Blüten. Schwärmen also 20.000 von den 40.000 Honigbienen eines Stocks mehrmals am Tag aus, werden 20 Millionen Blüten und mehr pro Tag von den Bienen eines Stocks bestäubt. Über die Bestäubung sichern die Bienen uns Menschen indirekt die Versorgung mit einer großen Vielfalt an Gemüse und Früchten.

Für ein 500 Gramm Glas Honig müssen Bienen eine Flugleistung von rund 100.000 Kilometern hinter sich bringen. Damit fliegen sie für ein Glas Honig tatsächlich 2,5 Mal um den Erdball.

Das sollten Sie beachten

Honig ist eine wertvolles und gesundes Nahrungsmittel. Honig enthält Enzyme, Pollen, Spurenelemente, antibiotische, antifungizide und antibakterielle Inhaltsstoffe. Damit diese Inhaltsstoffe auch so im Honig erhalten bleiben, darf der Honig nicht über 40°C erwärmt werden.

Proteine sind zwar nur in geringen Mengen im Honig enthalten, sie haben aber eine enorme Bedeutung für den Honig. Besonders die Enzyme, die Proteine sind, spielen eine große Rolle bei der Entstehung von Honig. Sie gelangen über den Speichel der Biene in den Blütennektar. Enzyme wie Invertase und Diastase bewirken zum Beispiel, dass der weniger gesunde Zweifachzucker Saccharose abgebaut und zu Fruchtzucker und Traubenzucker umgewandelt wird. Diese Einfachzucker sind sowohl für Bienen als auch für Menschen viel leichter zu verdauen, weil sie nicht erst im Körper gespalten werden müssen. Sie gehen direkt ins Blut und geben Energie. Außerdem lässt die Invertase auch andere Zuckerarten entstehen, die teilweise nur in Honig vorkommen. Ein anderes Enzym, die Glucoseoxidase, hilft, den Honig zu konservieren. Aminosäuren im Honig haben Einfluss auf das Aroma und die Färbung des Honigs.

Kinder im ersten Lebensjahr sollten keinen Honig zu sich nehmen, da sie am Säuglingsbotulismus erkranken können.